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Das Geheimnis einer gelungenen Schriftmischung

Arne Rahn

Weniger als 1 MinuteLesezeit min

Das Geheimnis einer gelungenen Schriftmischung

Arne Rahn

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Man nennt sie nicht umsonst die Königsdisziplin in der Typografie. Denn, für eine gelungene und ästhetisch wirkende Schriftmischung bedarf es weit mehr als nur zwei Schriften in einem Projekt „zusammenzuwürfeln“. Die Kunst der Schriftmischung erfordert sehr viel Erfahrung im Umgang mit Schriften. Neben dem solltest Du viel Sinn für Form, Struktur und Proportion mitbringen.

Mit der momentan existierenden Schriftvielfalt braucht es mehr denn je sehr viel Fleiß und Genauigkeit für eine gelungene Schriftmischung. Wie Du Dich dieser Kunst näher kannst und welche Regeln es zu beachten gibt, will ich Dir in diesem Beitrag etwas näherbringen.

Warum mischt man eigentlich Schriften?

Die Antwort auf diese Frage liefert uns bereits die zentrale Aufgabe einer typografischen Gestaltung, Inhalt verständlich und lesbar aufzubereiten. Neben den klassischen Formen ist innerhalb eines typografischen Gesamtwerkes die Schriftmischung eine der wirkungsvollsten Art der Auszeichnung.

Häufige Verwendung finden sie bei Marginalien, Legenden, Rubriken und lauten Auszeichnungen. Zudem können wir vielschichtige Inhalte didaktisch strukturieren und separieren. Das hilft dem Leser, die Texte unvermittelt zu erfassen und einzelne Passagen besser aufzufinden.

Orientierung für eine gelungene Schriftmischung

Die nachstehenden Regeln stellen kein feststehendes Dogma dar. Sie dienen mehr der Orientierung für eine gelungene und ästhetisch anmutende Schriftmischung. Die Schriftmischung ist eine sehr individuelle, geschmacklich gelenkte Angelegenheit, die zudem wechselnden Schönheitsidealen unterliegt.

Sie sind Zeiterscheinungen und folgen aktuellen Modetrends, daher sollte als Erstes immer der Einsatzzweck hinterfragt werden. Für langlebige Drucksachen sollte generell auf eine Mischung verzichtet werden.

Wann sollte ich nicht mischen

Es gibt einige Schriftfamilien, die sich grundsätzlich nicht mischen lassen, da das Ergebnis unharmonisch oder zu kontrastarm ausfallen würde. Daher sollte es vermieden werden, zwei gebrochene Schriften miteinander zu mischen, auch wenn der Duktus gleich oder ähnlich ist. Sehr unpassend ist auch eine Kombination aus Klassizistischen und Barock-Antiqua-Fonts.

In der ersten Zeile die „Berliner“ als Vertreter der gebrochenen Schriften, darunter die „Bodoni“ als eine klassizistische Antiqua und zu guter Letzt die Barock-Antiqua „Caslon“

Sehr schwierig gestaltet sich auch das „paring“ von englischen Schreibschriften. Zudem solltest Du verzichtet, zwei Fonts aus derselben Schriftklasse zu mischen.

In der ersten Zeile die „Fira Sans“ und darunter die „Montserrat“, beide Vertreter aus der Klasse der serifenlosen Linear-Antiqua

Regeln zur Schriftmischung

Eine gelungene Schriftmischung bezieht sich immer auf die gewählte Grundschrift. Ihr können zusätzlich Schnitte derselben Familie oder eine geeignete weitere Schrift zur Seite gestellt werden. Dabei spielen der Duktus (Linienführung) einer Schrift sowie ihr grundlegender Charakter eine entscheidende Rolle bei der Auswahl.

Daraus lässt sich als eine Regel, die wohl einfachste Form der Mischung definieren, dass sich zwei Schriften mit gleichartigen Duktus und ähnlichen Proportionen gut mischen lassen.

Innerhalb einer Schriftfamilie

Dieser Zustand ist innerhalb einer Schriftfamilie immer gegeben. Daher empfiehlt es sich bei der Bereitstellung und dem eigenen Hosting von Schriften auch die jeweiligen Schriftschnitte (Regular, Kursiv, Semi- oder Bold und Kapitälchen) separat bereitzustellen.

Die „Playfair Display“ in unterschiedlichen Schriftschnitten

Innerhalb einer Schriftfsippe

Eine weitere und sichere Form der Mischung gelingt innerhalb einer Schriftsippe. Schriftsippen sind Schriftsysteme, die meist aus einer Antiqua (serif)-, einer Grotesk (sans serfi)– und einer Egyptienne (salb serif) -Schriftfamilie bestehen. Sie sind im Regelfall vom Schriftdesigner aufeinander abgestimmt und weisen gleiche Grundformen und Proportionen auf.

Die Sippe der „Source Pro“ aus der Google Font Library

Erzeuge ausreichend Kontrast

Eine gelungene Schriftmischung zeichnet sich immer durch einen hohen Kontrast aus. Daher sorge bei der Wahl der Schriften und Schnitte, aus unterschiedlichen Schriftfamilien, für ausreichend Gegensätzlichkeit. Ein starker Kontrast weckt die Aufmerksamkeit und führt den Leser.

Ein starker Kontrast, Headline „Playfair Display Bold italic“, Fließtext „Source Sans Pro Light“

Antiqua & Schreibschrift

Eine sehr gute Mischung gelinge auch zwischen Antiqua-Fonts und Schreibschriften. Derartige Kombination liegt momentan sehr im Trend und man findet sie in vielen Webprojekten wieder. Mittlerweile gibt es viele, aufeinander abgestimmte Pakete mit sogenannten Schreib- oder Signaturschriften.

Die „Marion“ mit einer passenden Schreibschrift, eine Kombination von Vielen auf CreativeMarket.com

Faktoren für eine gelungene Schriftmischung

Das oben genannte Regelwerk formuliert die Basics und dienen an dieser Stelle als Einstieg in das Thema Schriftmischung. Es gibt weit mehr Faktoren – als hier genannt wurden – die zu einer gelungenen Schriftmischung beitragen.

Befasst man sich intensiv mit Schriftmischung, dann ist die Architektur von Schriften eine wertvolle Konstante. Hier spielen die Dickte, Ober- ,Mittel- und Unterlängen sowie die Schriftweite der einzelnen Figuren ein entscheiden Rolle bei der Schriftwahl. Ein scheinbar perfektes Ergebnis erzielt man u.a. wenn die x-Höhe der jeweiligen Schriften aufeinander abgestimmt werden.

Die „Fira Sans“ mit 16pt gesetzt, dazu die „Playfair Display“ angeglichen auf die x-Höhe mit 21pt

Die wohl bekannteste Variante, Headline und Fließtext in unterschiedlichen Schriften zu setzen, beschreibt nur ein „Spielart“ in diesem typografischen Segment. Bereits der subtile Austausch einzelnen Buchstaben, Ziffern und Ligaturen kann die Ästhetik Deiner Arbeit qualitativ aufwerten.

Eine gelungene Mischung zeichnet aber mehr aus als nur die technischen Feinheiten, sie ist auch gleichzeitig visuelle Poesie! Sie kann Spannung erzeugen, Harmonie vermitteln oder mit einem rassigen Temperament präsentieren.

Beispiele aus der Google Font Library

Wenn Du dich im Netz auf die Suche nach geeigneten Font-Parings machst, wirst Du schnell fündig werden. Auf unterschiedlichsten Plattformen bekommst Du – zumeist für die Google Schriften – umfangreiche Empfehlungen. Trotz allem würde ich Dir raten, nicht wahr los zur erst besten Mischung zu greifen.

Suche Dir als Erstes eine, für Dein Projekt passende, Grundschrift. Erst dann entscheide, mit Blick auf den gesamten Kontext, ob eine zweite Schrift sinnvoll und für Dein Projekt förderlich ist. In vielen Fällen bewahrheitet sich die alte Weisheit: „Weniger ist mehr!“

So hat jedes Projekt seine Eigenheiten, die es abzuwägen gilt. Das bedeutet aber nicht, dass Du immer von vorne beginnen musst. Es gibt eine Menge bewehrter Kombinationen auf die auch ich gerne zurückgreife. Einige meiner Favoriten möchte ich Dir an dieser Stelle einmal vorstellen:

Alle hier gezeigten Schriften stammen aus der “Google Font Library”, die Schriftschnitten inclusive der passenden Webformate findest Du an dieser Stelle: https://google-webfonts-helper.herokuapp.com/fonts

Hinweis: Werbung, unbeauftragt! Bei diesem Text handelt es sich um einen redaktionellen Beitrag, der unbeabsichtigt durchaus eine werbende Wirkung haben könnte, ohne dass ich von irgendeinem Unternehmen dafür beauftragt wurde!

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Man nennt sie nicht umsonst die Königsdisziplin in der Typografie. Denn, für eine gelungene und ästhetisch wirkende Schriftmischung bedarf es weit mehr als nur zwei Schriften in einem Projekt „zusammenzuwürfeln“. Die Kunst der Schriftmischung erfordert sehr viel Erfahrung im Umgang mit Schriften. Neben dem solltest Du viel Sinn für Form, Struktur und Proportion mitbringen.

Mit der momentan existierenden Schriftvielfalt braucht es mehr denn je sehr viel Fleiß und Genauigkeit für eine gelungene Schriftmischung. Wie Du Dich dieser Kunst näher kannst und welche Regeln es zu beachten gibt, will ich Dir in diesem Beitrag etwas näherbringen.

Warum mischt man eigentlich Schriften?

Die Antwort auf diese Frage liefert uns bereits die zentrale Aufgabe einer typografischen Gestaltung, Inhalt verständlich und lesbar aufzubereiten. Neben den klassischen Formen ist innerhalb eines typografischen Gesamtwerkes die Schriftmischung eine der wirkungsvollsten Art der Auszeichnung.

Häufige Verwendung finden sie bei Marginalien, Legenden, Rubriken und lauten Auszeichnungen. Zudem können wir vielschichtige Inhalte didaktisch strukturieren und separieren. Das hilft dem Leser, die Texte unvermittelt zu erfassen und einzelne Passagen besser aufzufinden.

Orientierung für eine gelungene Schriftmischung

Die nachstehenden Regeln stellen kein feststehendes Dogma dar. Sie dienen mehr der Orientierung für eine gelungene und ästhetisch anmutende Schriftmischung. Die Schriftmischung ist eine sehr individuelle, geschmacklich gelenkte Angelegenheit, die zudem wechselnden Schönheitsidealen unterliegt.

Sie sind Zeiterscheinungen und folgen aktuellen Modetrends, daher sollte als Erstes immer der Einsatzzweck hinterfragt werden. Für langlebige Drucksachen sollte generell auf eine Mischung verzichtet werden.

Wann sollte ich nicht mischen

Es gibt einige Schriftfamilien, die sich grundsätzlich nicht mischen lassen, da das Ergebnis unharmonisch oder zu kontrastarm ausfallen würde. Daher sollte es vermieden werden, zwei gebrochene Schriften miteinander zu mischen, auch wenn der Duktus gleich oder ähnlich ist. Sehr unpassend ist auch eine Kombination aus Klassizistischen und Barock-Antiqua-Fonts.

In der ersten Zeile die „Berliner“ als Vertreter der gebrochenen Schriften, darunter die „Bodoni“ als eine klassizistische Antiqua und zu guter Letzt die Barock-Antiqua „Caslon“

Sehr schwierig gestaltet sich auch das „paring“ von englischen Schreibschriften. Zudem solltest Du verzichtet, zwei Fonts aus derselben Schriftklasse zu mischen.

In der ersten Zeile die „Fira Sans“ und darunter die „Montserrat“, beide Vertreter aus der Klasse der serifenlosen Linear-Antiqua

Regeln zur Schriftmischung

Eine gelungene Schriftmischung bezieht sich immer auf die gewählte Grundschrift. Ihr können zusätzlich Schnitte derselben Familie oder eine geeignete weitere Schrift zur Seite gestellt werden. Dabei spielen der Duktus (Linienführung) einer Schrift sowie ihr grundlegender Charakter eine entscheidende Rolle bei der Auswahl.

Daraus lässt sich als eine Regel, die wohl einfachste Form der Mischung definieren, dass sich zwei Schriften mit gleichartigen Duktus und ähnlichen Proportionen gut mischen lassen.

Innerhalb einer Schriftfamilie

Dieser Zustand ist innerhalb einer Schriftfamilie immer gegeben. Daher empfiehlt es sich bei der Bereitstellung und dem eigenen Hosting von Schriften auch die jeweiligen Schriftschnitte (Regular, Kursiv, Semi- oder Bold und Kapitälchen) separat bereitzustellen.

Die „Playfair Display“ in unterschiedlichen Schriftschnitten

Innerhalb einer Schriftfsippe

Eine weitere und sichere Form der Mischung gelingt innerhalb einer Schriftsippe. Schriftsippen sind Schriftsysteme, die meist aus einer Antiqua (serif)-, einer Grotesk (sans serfi)– und einer Egyptienne (salb serif) -Schriftfamilie bestehen. Sie sind im Regelfall vom Schriftdesigner aufeinander abgestimmt und weisen gleiche Grundformen und Proportionen auf.

Die Sippe der „Source Pro“ aus der Google Font Library

Erzeuge ausreichend Kontrast

Eine gelungene Schriftmischung zeichnet sich immer durch einen hohen Kontrast aus. Daher sorge bei der Wahl der Schriften und Schnitte, aus unterschiedlichen Schriftfamilien, für ausreichend Gegensätzlichkeit. Ein starker Kontrast weckt die Aufmerksamkeit und führt den Leser.

Ein starker Kontrast, Headline „Playfair Display Bold italic“, Fließtext „Source Sans Pro Light“

Antiqua & Schreibschrift

Eine sehr gute Mischung gelinge auch zwischen Antiqua-Fonts und Schreibschriften. Derartige Kombination liegt momentan sehr im Trend und man findet sie in vielen Webprojekten wieder. Mittlerweile gibt es viele, aufeinander abgestimmte Pakete mit sogenannten Schreib- oder Signaturschriften.

Die „Marion“ mit einer passenden Schreibschrift, eine Kombination von Vielen auf CreativeMarket.com

Faktoren für eine gelungene Schriftmischung

Das oben genannte Regelwerk formuliert die Basics und dienen an dieser Stelle als Einstieg in das Thema Schriftmischung. Es gibt weit mehr Faktoren – als hier genannt wurden – die zu einer gelungenen Schriftmischung beitragen.

Befasst man sich intensiv mit Schriftmischung, dann ist die Architektur von Schriften eine wertvolle Konstante. Hier spielen die Dickte, Ober- ,Mittel- und Unterlängen sowie die Schriftweite der einzelnen Figuren ein entscheiden Rolle bei der Schriftwahl. Ein scheinbar perfektes Ergebnis erzielt man u.a. wenn die x-Höhe der jeweiligen Schriften aufeinander abgestimmt werden.

Die „Fira Sans“ mit 16pt gesetzt, dazu die „Playfair Display“ angeglichen auf die x-Höhe mit 21pt

Die wohl bekannteste Variante, Headline und Fließtext in unterschiedlichen Schriften zu setzen, beschreibt nur ein „Spielart“ in diesem typografischen Segment. Bereits der subtile Austausch einzelnen Buchstaben, Ziffern und Ligaturen kann die Ästhetik Deiner Arbeit qualitativ aufwerten.

Eine gelungene Mischung zeichnet aber mehr aus als nur die technischen Feinheiten, sie ist auch gleichzeitig visuelle Poesie! Sie kann Spannung erzeugen, Harmonie vermitteln oder mit einem rassigen Temperament präsentieren.

Beispiele aus der Google Font Library

Wenn Du dich im Netz auf die Suche nach geeigneten Font-Parings machst, wirst Du schnell fündig werden. Auf unterschiedlichsten Plattformen bekommst Du – zumeist für die Google Schriften – umfangreiche Empfehlungen. Trotz allem würde ich Dir raten, nicht wahr los zur erst besten Mischung zu greifen.

Suche Dir als Erstes eine, für Dein Projekt passende, Grundschrift. Erst dann entscheide, mit Blick auf den gesamten Kontext, ob eine zweite Schrift sinnvoll und für Dein Projekt förderlich ist. In vielen Fällen bewahrheitet sich die alte Weisheit: „Weniger ist mehr!“

So hat jedes Projekt seine Eigenheiten, die es abzuwägen gilt. Das bedeutet aber nicht, dass Du immer von vorne beginnen musst. Es gibt eine Menge bewehrter Kombinationen auf die auch ich gerne zurückgreife. Einige meiner Favoriten möchte ich Dir an dieser Stelle einmal vorstellen:

Alle hier gezeigten Schriften stammen aus der “Google Font Library”, die Schriftschnitten inclusive der passenden Webformate findest Du an dieser Stelle: https://google-webfonts-helper.herokuapp.com/fonts

Hinweis: Werbung, unbeauftragt! Bei diesem Text handelt es sich um einen redaktionellen Beitrag, der unbeabsichtigt durchaus eine werbende Wirkung haben könnte, ohne dass ich von irgendeinem Unternehmen dafür beauftragt wurde!

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